Das Gesundheitswesen ist auf bestem Weg in die digitalisierte Zukunft. Die Veränderungen, verursacht durch die digitale Transformation, werden kurzfristig oft über-, langfristig jedoch meist unterschätzt. Die dauernden kleinen Entwicklungsschritte sind per se nicht sehr einschneidend. Betrachtet man die Veränderungen aber aus der Ferne, so sind bereits erstaunliche Fortschritte sichtbar.
Die neue Dynamik der digitalen Welt
Dieser Umstand gilt im Gesundheitswesen im Allgemeinen und bei einzelnen Spitälern und Psychiatrien im Speziellen. Wenn es darum geht, Daten und Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu verteilen, wird die digitale Welt das Analoge zukünftig fast vollständig ersetzen. Dies bringt auf vielen Ebenen neue Herausforderungen:
- Standards werden immer wichtiger: Damit die Daten auf dem digitalen Weg richtig fliessen, müssen klare Standards gesetzt und verwendet werden. Jede zusätzliche, nicht standardisierte Schnittstelle steigert die Komplexität des Gesamtsystems und macht die Bedienung umständlicher.
- Prozesse müssen neu gedacht werden: Eine 1:1-Übernahme bestehender analoger Prozesse bringt keinen echten Nutzen. Prozesse müssen für eine nutzbringende digitale Übersetzung neu gedacht und – gerade in grösseren Organisationen – vereinheitlicht werden.
- Die Formulierung von Anforderungen ist zentral: Die digitale Veränderung ist kein IT-Thema. Für eine reibungslose Umsetzung ist die Informatik zwar wichtig, der fachliche Input muss aber weiterhin von den Personen kommen, welche die Systeme nutzen und die Prozesse täglich leben. Die Anforderungsaufnahme kann daher nicht an die IT delegiert werden.
- Die neue Dynamik der digitalen Welt: Eine weitere Herausforderung ist die Veränderung der Herangehensweise in den Umsetzungsprojekten. Das klassische Wasserfall-Modell, in welchem die einzelnen Umsetzungsschritte wie Analyse, Konzept und Umsetzung sequenziell ablaufen, wird durch agile Methoden abgelöst. Die Umsetzungsschritte werden damit in kleine, sich wiederholende Elemente unterteilt und interaktiv abgearbeitet. Dies ermöglicht, dass bis zum Schluss des Projekts Veränderungen einfliessen können, wodurch eine bessere Verankerung und Flexibilität sichergestellt ist.
Grundsätze der digitalen Veränderung
Um diese Herausforderungen zu meistern, gibt es vier wesentliche Grundsätze, die Digitalisierungs-Projekten als Wegweiser dienen können:
Grundsatz 1: Insellösungen sind so weit wie möglich zu verhindern
Um einen echten Effizienzgewinn durch eine Digitalisierung der Abläufe zu erreichen, ist auf Insellösungen zu verzichten. Der Einsatz von Standards vereinfacht administrative Abläufe. Damit erfolgt verstärkt eine Konzentration auf den wirklichen Nutzen: Die Optimierung der Behandlungsprozesse und somit eine spürbare Verbesserung für den Patienten.
Grundsatz 2: Prozesse bilden die Basis für die zukünftige, digital unterstützte Zusammenarbeit
Um auch in den IT-Systemen einen durchgängigen und nutzenorientierten Ablauf zu ermöglichen, ist es wichtig, sich auf einen Sockel an gemeinsam genutzten Prozessen abstützen zu können. Für einen reibungslosen Datenfluss und eine enge Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen ist eine Synchronisierung der Prozesse entscheidend.
Grundsatz 3: Anforderungen werden in einer standardisierten Form aufgenommen
Um für die Endanwender und weitere Interessengruppen ein nutzbringendes Werkzeug zu liefern, ist es nicht nur wichtig die Anforderungen aufzunehmen, sondern sie auch zu verstehen. Hier hapert es bei vielen Digitalisierungsprojekten. Ein gemeinsames Verständnis der Anforderungen kann nur erreicht werden, wenn eine gemeinsame Sprache für die Beschreibung dieser Anforderungen gefunden wird. Um dies zu vereinfachen, werden die Anforderungen in einer einfachen, standardisierten Form festgehalten.
Grundsatz 4: Agilität im Projektmanagement
Von der Idee bis zur abgeschlossenen Umsetzung vergehen in IT-Projekten oft Jahre. Dies führt dazu, dass ursprüngliche Problemstellungen und Anforderungen am Ende des Projekts nicht mehr gültig sind und ein sehr starres, rückwärtsgewandtes System entwickelt wird. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wird vermehrt mit agilen Methoden gearbeitet. Erklärtes Ziel ist, eine klare Linie und eine möglichst hohe Durchgängigkeit der Daten zu erreichen.
Das übergeordnete Ziel dieser Massnahmen ist eine Gesamtverbesserung der digitalen Datenabläufe in der täglichen Arbeit aller Fachbereiche und eine deutliche Verbesserung der Abläufe für alle Berufsgruppen. Damit kann die Digitalisierung aktiv mitgestaltet werden und einen Nutzen für alle Beteiligten realisieren.